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Home of Hope - Hoffnung auf ein Leben ohne Gewalt
Weil ihr erster Ehemann sie schlug, ließ sich Valea* nach nur einem Jahr scheiden. In ihrer zweiten Ehe brauchte sie 21 Jahre, um die Kraft zu finden, den Ehemann zu verlassen. Denn auch er verprügelte sie regelmäßig und warf sie aus der gemeinsamen Wohnung. Er zählte die Minuten, die sie von der Arbeit nach Hause brauchte. Weil ihr Mann den Kontakt zu ihrer Familie untersagte und Freundschaften verbot, fand Valea nach den Prügelattacken nachts oft keinen Zufluchtsort und musste draußen schlafen. Sie war ganz auf sich gestellt. Immer wieder versuchte sie, ihren Partner zu verlassen, doch sie kehrte jedes Mal zurück. Erst als der Ehemann auch die gemeinsame 12-jährige Tochter krankenhausreif schlug, traf Valea eine Entscheidung. Sie zog mit ihrer Tochter in das Esther Schutzhaus, die geheime Notunterkunft für Opfer häuslicher Gewalt im Haus der Hoffnung des Reformierten Christlichen Zentrums in Brașov, Rumänien.
Rund um die Uhr sind die Mitarbeiterinnen des Haus der Hoffnung für Opfer häuslicher Gewalt erreichbar, sie arbeiten eng mit der Polizei zusammen. 115 Frauen plus ihre Kinder betreuten sie 2015 im Schutzhaus. Das Esther Frauenschutzhaus ist eine Kurzzeitnotunterkunft, das heißt Frauen, die sich entscheiden, hier vor ihrem gewalttätigen Partner Schutz zu suchen, können maximal 30 Tage bleiben. „Die Entscheidung, ob jemand seinen Freund oder Ehemann verlässt und versucht, ein neues Leben zu beginnen, fällt in der Regel in diesem Zeitraum“, so Katalin Zoltani, die die Beratung für Opfer häuslicher Gewalt 1996 gründete. Nach diesen 30 Tagen sei es wichtig, selbst aktiv zu werden. Dazu unterstützt das Haus der Hoffnung Betroffene neben psychologischer Betreuung mit der Anwältin Margit Tako auch juristisch bei Scheidung, Sorgerechtsstreit usw.
Katalin Zoltani und ihre zwei Kolleginnen bieten auch Therapien an für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind, genauso wie für Paare in Beziehungen, die gewalttätig sind. Oft dauern die Therapien Jahre, um die eingeübten Verhaltensmuster zu durchbrechen. „Eine Freundin hat uns die Beratung empfohlen, als wir kurz davor waren, uns scheiden zu lassen“, sagt Mircea*, der mit seiner Frau lange über zwei Jahre zu Sitzungen kam. „Ich will gar nicht darüber nachdenken, was sonst passiert wäre.“ Heute lebten sie als Ehepaar friedlicher zusammen, auch wenn das Paar sein eine Herausforderung bleibt.
Doch ein Happy End gibt es nicht immer. Oft kennen viele der Betroffenen kein Leben ohne körperliche und psychische Gewalt, sie stammen häufig aus Elternhäusern, in denen sie schon als Kind häusliche Gewalt erfuhren. Diese tief eingeprägten Muster werden immer wiederholt. „Die Jungen erleben, als Mann musst du aggressiv auftreten, die Mädchen, dass sie gehorchen müssen“, so Delia Dalma, eine der Psychologinnen vom Haus der Hoffnung. Aber auch wenn die Mitarbeitenden es trotz vieler Jahre Erfahrung und Ausbildung beschäftigt, dass immer wieder Frauen nach einer Zeit im Schutzhaus oder in Therapie zu ihrem gewalttätigen Partner zurückkehren: „Ich habe lernen müssen, dass ich nicht für andere über ihr Leben entscheiden kann“, so Katalin Zoltani. Es helfe der Austausch im Team mit den anderen Psychologinnen und Supervision. Viele der Frauen kämen nach ein oder zwei Jahren jedoch zurück in die Beratung.
Valea wirkt gerade entschlossen, sich endgültig zu trennen: „Ich konnte mich nie selbst schützen, habe keine Selbstachtung und kein Selbstbewusstsein. Ich wurde mein Leben lang klein gemacht, schon mein eigener Vater sagte immer, ich sei dumm und naiv. Aber ich träume davon, ein sicheres Zuhause zu haben. Ich will endlich ein anderes Leben beginnen – für meine Tochter. Sie soll nicht das Gleiche erleben wie ich.“ * Namen geändert